Da kommt er also rein, scheinbar in sein Studio. Gekleidet im Schlabberlook und man möchte meinen, das ist eine Jogginghose. Meine Schwester formulierte es passend: „Der sieht aus, als komme er frisch vom Flohmarkt“. Daher kommt er wohl nicht, aber er kommt aus dem Boden geschossen. Dieser Ludwig Göransson, 84er Baujahr und anscheinend der neue Stern am Musik-Hollywood-Himmel.

Er setzt sich also hin, spielt eine Flöte und dann passiert es, die melodische analoge Melodie bekommt einen elektrischen Touch. Einen Synth, Destortion Sound. Etwas verändert sich! Die Stimmung kippt. Nix mehr mit einsame Flötenklänge! Es sind die Bassnoten eines Klaviers, sofort gefolgt von einem Drumgroove, der das gesamte Lied begleiten wird. Glaubt mir wenn ich sage, dass dieser Beat euch ins Ohr geht und dort auch erst einmal bleiben wird.

Während also dieser Beat total abgeht und das Gefühl von Stampfen oder Schritten vermittelt, spielt neben dem Bass des Klaviers eine Akustikgitarre sanfte Klänge. Anschließend kommt wieder das Klavier, diesmal mit einer anderen Melodie und dann wieder die Flöte. Als wenn das nicht spektakulär und rhythmisch genug wäre, folgen nun Streicher. Als wären sie schon immer dafür bestimmt diesen genialen Beat zu unterstützen.

Was dann passiert ist so verrückt wie großartig.

Das Mandalorian Theme erhält die nötige Prise Star Wars Theme. Streicher wirbeln überall herum und es baut sich ein klassischer Soundtrack aus dem Universum auf, in dem Yoda, Darth Vader und Luke Skywalker zu Hause sind. Das reicht jedoch immer noch nicht. Da das zu langweilig wäre beschließt der Herr Göransson doch noch ein modifiziertes Rhodes (ist ein Instrument, welches ursprünglich als Klavierersatz genutzt werden sollte. Die besondere Bauweise, in der eine Stimmgabel in Schwingung versetzt wird, erzeugt einen extrem speziellen Klang) einzubauen, welches dann noch einmal eine elektrische Note vermittelt. Anschließend endet das Stück mit Flötenklängen und einem synthetischen Groove, der durchaus aus einem schlechten Hip Hop Song sein könnte, aber hier passt es.

Es ist nicht gut genug, dass dieses Theme sich ins Hirn einpflanzt, ausbreitet und einnistet. Alle Instrumente (außer das Orchester) werden von Göransson selbst gespielt. Das ist ein deutlicher und klarer Unterschied zur Haus- und Hof-Hollywood-Größe Hans Zimmer.
Selbiger wollte mit Dune seinen Kindheitstraum verwirklichen und deswegen hat Göransson nicht nur Venom oder Black Panther komponierend unterstützt, sondern auch Nolans geniales Werk Tenet. Dort hörte ich ihn zum ersten Mal. Grandios dachte ich nur und nun denke ich, dass hier eine Art neuer Hans Zimmer steht, sitzt, musiziert. Er hat elektronische Elemente, die in Tenet und auch im Mandalorian Theme auftauchen. Auf seine weiteren Werke dürfen wir also gespannt sein. In Hollywood ist er schon mal angekommen und scheint nach wie vor sehr bodenständig zu sein. Es bleibt also spannend, was der gute und „wilde Junge“ noch so hören lässt. Bis dahin kann man sich das Mandalorian Theme noch mindestens zweitausend mal anhören und ist immer wieder überrascht, wie sich alt und neu perfekt zusammenfügen. Mögen die Klänge mit euch sein und ganz ehrlich, gibt es eine süßere Filmfigur als Baby Yoda? Ich glaube nicht!